Samstag, 15. Januar 2005
Postmortale Diffamierung lokaler Szenegrößen
Nein, ich habe Herrn Moshammer nicht persönlich gekannt. Weder lebe ich in München (Gott bewahre), noch bin ich Fan von Designer-Mode. Und trotzdem fühle ich mich betroffen. Nein, nicht betroffen, eher traurig.

Aber das hat bei mir Tradition. Ich war damals auch etwas verstört, als Lady Diana bei dem Autounfall um`s Leben kam. Noch eine Prominente, die ich nicht wirklich kannte, deren Tod mich aber irgendwie berührte.

Ich war nie ein Fan von Moshammer. Aber er war auch nicht die Art Mensch, die mich beim Betrachten im TV-Bildschirm ankotzte. Das sind ganz andere.
Ich habe nichts gegen Schwule. Auch nichts gegen solche, die sich Callboys vom Bahnhof oder aus einer dunklen Straßengasse holen. Sollten sich die Gerüchte in diese Richtung bewahrheiten, wäre ich der letzte Mensch, der deswegen Witze über den Tod Moshammer`s macht.

Ich halte genausowenig von der Doppelmoral mancher Menschen, die für die Opfer der Flutkatastrophe spenden und sich beschweren, dass solche Titel wie "Perfekte Welle" nicht mehr im Radio gespielt werden dürfen.

Allerdings kommt bei mir manchen Sachen dann doch die kalte Kotze hoch. Wo liegt der Sinn in der Beleidigung wildfremder Menschen nach ihrem Tod? Was ist so witzig daran, sich über den Tod eines Menschen, den man nicht kannte und der einem nichts getan hat, lustig zu machen?

Vielleicht täte uns allen ein bisschen mehr Toleranz gut. Vielleicht hab ich aber auch einfach nur einen schlechten Tag...

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